Die kleine, rote Zora

Zwar gaben wir uns alle Mühe - aber Miró litt unter dem Verlust seines Bruders unendlich.

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Wir konnten ihn nicht trösten. Deshalb dachten wir, dass ihn vielleicht eine Spielkameradin trösten könne. Kurzerhand entschlossen wir uns, uns Ende April 1999 auf eine wirklich nett klingende Anzeige hin zu melden.

Ohne Zweifel: Was wir in Lebach vorfanden war eine wirklich wunderschöne, rötlich-braun getigerte Katzendame im zarten Alter von zehn Wochen. Wir beschlossen, dass sie die neue Freundin von Miró werden sollte - und wir nannten sie "Zora". Die rote Zora. Die rote Zora machte in ihrem kurzen Leben ihrem Namen alle Ehre. Sie war ein kleiner Wirbelwind, sie hatte den Schalk im Nacken

Rückblickend können wir es uns heute - als ein wenig erfahrene Katzenmenschen, sozusagen - nicht erklären und auch nicht verzeihen, dass wir die kleine Zora schon im Alter von sechs Monaten im ungesicherten Garten haben herumtollen lassen. Wir wohnten damals in einer sehr wenig befahrenen Seitenstraße. Zwei Monate ging das gut.

Aber im Oktober kam es, wie es wohl hat kommen müssen... Zora - es tut uns leid, dass wir nicht besser auf dich aufgepasst haben. Du hättest nicht sterben müssen. Zwei Monate später - im Dezember 1999 - sind wir in unser eigenes Haus in einer noch ruhigeren Sackgasse gezogen.zora

 

Schicksalsschläge lassen sich ertragen –
sie kommen von außen, sind zufällig.
Aber durch eigene Schuld leiden –
das ist der Stachel des Lebens...

 

Oscar Wilde